Kriminalgericht mit bunter Verhandlungswoche

von Stefan Bartylla | Bunte Verhandlungswoche in Tiergarten. Wer sich wirklich für spannende Live-Unterhaltung begeistern kann und wem in der vergangenen Woche der Einlass zu den vergleichsweise unaufgeregten MTV-Awards aufgrund transatlantischer Sitzplatzreservierungen verwehrt geblieben war, dem sei für die kommende Woche gleich ein ganzer Event-Reigen  mit besonderer Authentizität empfohlen.

Das Moabiter Kriminalgericht in der Turmstraße eröffnet am Montag die Verhandlungswoche im Fall Sodenkamp mit der Anklage „Anstiftung zum Mord“. Was in dieser Verhandlung bisher geschah, liest sich auf der Gerichtsreportagen-Site www.berlinkriminell.de wie ein echter Thriller. Noch einige Folgetermine sind angesetzt und man darf gespannt sein, welche ethnischen, soziologischen und sogar politischen Zutaten dieser Kriminalfall noch so bereithält. Die Verhandlung um die Erschießung des 59jährigen Immobilienmanagers Friedhelm Sodenkamp auf offenem Straßenland an der Fischerinsel laufen bereits seit Mitte Juli und der mutmaßliche Auftragsmörder, der Pole Adem M. (41), wartet seit März 2009 in der westindischen Provinz Goa auf seine Auslieferung. Klingt bunt, oder?

Am Donnerstag den 12.11. dreht sich im Saal 700 ab  10:00 alles wieder um den Berliner Bankenskandal. In Sachen Untreue geht es um 116 Millionen „Volks“-Euro, die irgendwie vorzugsweise an befreundete Unternehmer ausgeschüttet worden sein sollen. Die Geschehnisse rund um diesen Fall wird die Berliner Justiz noch einige Verhandlungstage beschäftigen. Eine kleine Zwischendurch-Visite wird jedoch immer wieder mal mit interessanten und heiteren Einblicken in öffentlich-rechtliche Finanzierungsgebahren belohnt.

Ja und am selben Tag, nur eine Stunde früher und im Saal 701 darf man mit Spannung die Geschichte von dem Vietnamesen verfolgen, der andere Vietnamesen beim illegalen Zigarettenverkauf ausgeraubt haben soll, indem er sich als deutscher Polizeibeamter ausgab. Klingt nach „Hauptmann von Köpenick“ (…oder war es „Hanoi?“)

Den Verhandlungswochenschluss besorgt man sich dann am besten am Freitag um 10:00 Uhr im Saal 500. Der Todesschütze von Benno Ohnesorg, der ehemalige Polizeibeamte und Stasi-Günstling Karl-Heinz Kurras muss sich dann und dort nämlich wegen unerlaubtem Waffenbesitzes verantworten. Eine geladene Smith & Wesson, 165 mit dazugehörigen Patronen waren anlässlich einer Hausdurchsuchung bei ihm gefunden worden.

Was plante der 82-jährigeMann mit solchem Schussgerät?

Antworten sollen die Verhandlungsstunden am Freitag bieten…..